Rukz

Freitag, 20. April 2007
...man gewöhnt sich an den Anblick...
Findest du das gut? Das Elend, das wir sehen, wenn wir die Augen mal öffnen, die angesprochenen Scheuklappen abnehmen, einfach ignorieren? Natürlich kann man die Last der Welt nicht allein schultern, grade wenn man es beim Zivildienst mit solchen Fällen zu tun hat, ist es vielleicht meistens richtig über solche Fälle nicht genauer nachzudenken, doch im alltäglichen Leben, wie ist es da?
Wenn eine ältere Dame ihren Koffer die steilen Treppen des Bahnhof nicht hinauf kriegt, hilft man. Wenn eine jüngere Dame den Kinderwagen nicht alleine in den Bus kriegt, hilft man. Das sind die kleinen Sachen, aber um die geht es hier nicht. Diese Menschen sind nicht in einer aussichtslosen Situation. Ich weiß leider nicht wie die sozialen Netze für Obdachlose aussehen und wie sie funktionieren, dass muss ich zugeben, aber eine Einstellung „...man gewöhnt sich an den anblick...“ kann nicht die richtige sein. Ich möchte mich nicht an solche Anblicke gewöhnen und da man auf lange Sicht davon ausgehen kann und muss, dass das staatliche soziale Netz eher ausgedünnt wird, ist es eher an der Zeit das private zu unterstützen. Wir leben in einer solch reichen Gesellschaft, dass wir uns eigentlich leisten könnten keine Obdachlosen zu haben. Stattdessen verschließen wir die Augen und gewöhnen uns an den Anblick. Wenn man genug Geld hat baut man sich ein Haus im Grünen, und Kauft in Einkaufzentren, die auch außerhalb gebaut wurden. Nur am Wochenende fährt man in die Stadt und auch nur an die Orte die „elendfrei“ gehalten werden. Wir lassen ganze Stadtteile verkommen und schaffen es so den Menschen dort eine Perspektive zu verweigern. Diese Entwicklung kann ich in meinem jugendlichen Idealismus, den man mir sicherlich wieder attestieren kann, nicht gut heißen.

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Mittwoch, 18. April 2007
Ein Mensch der sich aufgibt
Ich ging gestern über den Bahnhofvorplatz. In guter Stimmung, denn es schien die Sonne, die Menschen waren alle schön und fingen an weniger zu tragen. Darüber hinaus hatte ich grade eine große Lasagne gekauft, von der ich wusste, dass sie köstlich ist, aber es mir danach vollkommen schlecht geht, weil sie eigentlich viel zu groß ist um sie allein zu essen. Hinzu kamen noch drei Binding Pilsener, denn die Eintracht sollte ja spielen und da brauch man ja Bier (Zwei der drei Flaschen weilen jetzt immer noch im Kühlschrank, erstens ging es mir nach der Lasagne viel zu schlecht um mehr als eins zu trinken und zweites hatte die Eintracht es gestern nicht verdient, dass man mehr als ein Bier trinkt).
Ich ging also mit heiteren Gemüt gen Bus und da sah ich diesen Menschen. Er lag auf einer Bank an einer der vielen Bushaltestellen am Bahnhof. Seine Kleidung war alt, kaputt und wenn ich sie mir näher betrachtet hätte (was ich nicht tat) hätte ich sicherlich einige Flecken gefunden. Er selbst war alt, sicherlich über fünfzig, oder das Leben hat ihn so gezeichnet, dass älter aussieht als er ist.
Erst dachte ich, dass er schliefe und eine Flasche umgekippt hätte, denn es gab ein kleines Rinnsal am Busstieg vor der Bank, doch diese Annahme war falsch. Wie ich nach abermaligen Hinsehen feststellen musste war er wach. Er hatte die Hose geöffnet und seine faltige Hand hielt seinen Penis. Er pinkelte. Ich war fassungslos von diesem Anblick. Ich hatte noch nie jemanden auf einer Bank liegen sehen und gleichzeitig vor sich hin pinkelnd und erst recht nicht an einem späten sonnigen Nachmittag an einem Platz der nur so vor Menschen platzt hätte ich einen solchen Anblick erwartet.
Es ist ja nicht so das es keinen öffentlichen Toiletten geben würde keine 30 Meter hinter ihm war eine. Die sind zwar meist dreckig und der stechende Geruch nach Urin lässt einen wünschen so schnell wie möglich wieder draußen zu sein, aber man hat als Mann ja glücklicherweise den Vorteil, beim pinkeln nicht unbedingt das Interieur berühren zu müssen. Dieser Mann fand es also einfach nicht notwendig auf eine solche Toilette zu gehen und pinkelte lieber von der Bank runter. Wie kann man sich zu Aufgeben, den letzten Stolz und Anstand verlieren und so etwas tun, waren die Fragen die mir in dem Moment durch den Kopf gehen. Was ist nur mit dem Mann passiert, dass er in eine Solche missliche Lage geriet, frage ich mich jetzt auch noch zusätzlich.
Am liebsten hätte ich ein Foto geschossen, doch ich wollte den Mann nicht noch mehr demütigen als er es ohnehin selbst tat.
Die Passanten waren auch interessant zu beobachten. Einigen ging es wie mir, sie waren verdutzt und recht schnell angewidert, aber andere riskierten nur einen kurzen Blick und machten einen großen Schritt über das Rinnsal das sich langsam seinen Weg zur Stufe und somit zum Gully bahnte. Sie tat also anscheinend so als sei nichts, setzten ihre Scheuklappen auf. Natürlich hätte ich auch zu ihm hin gehen können, ihn fragen was los ist, ihn zu Ordnung rufen können und ihm helfen können. Warum ich es nicht tat? Ich weiß es nicht. Hättet ihr es getan?

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Sonntag, 15. April 2007
Eine Geschichte Teil 6
Es war ein sehr iniger Moment, nur zwischen den Beiden. Ein Erlebnis, das sie beide nicht vergessen werden können. Sie werden sich nie wieder so nah sein. Für einen kurzen Augenblick trennt sie nicht einmal ein Meter und ein wenig Blech, Metall und Kunststoff.
Keiner von Beiden konnte es bewusst erleben, vieleicht macht das auch die Anmut, den Zauber dieses Ereignisses aus.
Die Eine lief beschwingt pfeifend über den Fussgängerüberweg, so vertieft in den eigenen Gedanken, die nicht positiver und reiner hätten sein können, die Andere sitzt heulend im Auto, in Gedanken eine Welt zerbrochen.
Und dann kam dieser Moment.
Ihre zerbrechlichen kleinen Knochen brachen recht schnell, erst das Linke Wadenbein, dann das Schienbein, dann das Knie. Dem rechten Bein ging es nicht sonderlich besser. Die Knochenspiliter bohren sich ins Fleisch. Sie hebt ab. Ein Schuh fliegt davon, sie brauch ihn eh nicht mehr. Das Blech der Motorhaube kriegt Dellen, der Lack Kratzer. Ihr linker Arm wird hochgerissen und kugelt unter der Wucht aus. Ihr Kopf nähert sich weiter der Windschutzscheibe. Da ist er der Moment an dem sie sich am nächsten sind. Die Kleine kurz vor ihrem Tot, unsere Flüchtende, die sich kurz zuvor wünschte tot zu sein, an einem weiteren Wendepunkt. Beide längst nicht mehr bei Bewusstsein.
Ihr Schädel knallt auf die Scheibe, die augenblicklich splittert, aber nicht bricht. Dafür bricht der Schädel. Sie ist nun Tot. Hinterlässt Blutspuren auf den Splittern der Scheibe und fliegt weiter. Die Trägheit schiebt ihren Körper über das Dach des Autos. Ihr Genick bricht. Nun fliegt sie ganz still und friedvoll durch die Luft. Vollkommene Freiheit. Alles ist ruhig. Kein schepperndes Blech, kein klirendes Glas, keine knackenden Knochen, kein Schrei.

Sie schlägt auf den Asphalt, die Haut wird abgeschabt an diversen Stellen, einige weitere Knochen brechen. Eine Rippe bohrt sich in die Lunge. Das Auto rollt weiter, gegen einen Baum. Mehr verformtes Blech, selbst der Motor wird verschoben. Der Airbag geht auf, unsere Flüchtende fliegt hinein, ein weiches Kissen fängt sie auf.
Es ist vorbei. Passanten fangen an zu schreien, schauen fassungslos das Ergebnis an.

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Freitag, 13. April 2007
Die erste Seite
Die erste Seite eines Buches, ja sogar der erste Satz, das is immer etwas besonderes. Man weiß nicht was auf einem zu kommt, weiß nicht ob mkan dabei bleibt, ob es einem gefällt. Der Klappentext sagt ja auch immer zu wenig aus.
Wenn man ein Buch zu lesen beginnt, gibt man sich meist noch Mühe, man legt sich ganz gemütlich ins Bett oder setzt sich raus und stellt sich einen Kaffee, Cola oder gar Bier oder Wein dazu. Man macht, das heißt ich mache gute meist ruhige Musik an, Baldly Drawn Boy, Carla Bruni oder Radiohead oder sowas (viele Leute lesen ja in kompletter Stille, sowas kann ich nicht). Wie auch immer am Anfang gibt man dem Buch eine Chance, dass es einen ergreift, dass der Kaffee der neben einen steht am nächsten Tag in die Mikrowelle muss, weil man ihn nicht trinken konnte, denn das Buch war zu gut.
Aber egal ob das Buch gut oder schlecht ist, selten gibt man sich soviel mühe wie auf der ersten Seite. Später wird man es einfach lesen um weiter zu kommen, um die Geschichte weiter zu erschließen. Oder man liest weiter weil man einfach jeden Tag irgendwie liest. Oder, das schlimmste, die höchste Strafe für ein Buch eigentlich, auch schlimmer als es nicht zu Ende zu lesen (was ich nicht kann, sei das Buch auch noch zu schlimm und langweilig, es wird bis zum bitteren (und meist propfanen) Ende geles und wenn es ewig dauert (ich lese z.B. grade seit August 2006 „Der Schatten des Windes“ und bin ca. in der Mitte der 600 Seiten angelangt), das ist auch der Grund warum ich, wenn mich Leute fragen was ich grade so lese, meist zwei bis zuletzt sechs Bücher nennen kann (im Moment sind es vier)), man liest es einfach im Bus. Sowas ist wie Wein aus der Flasche trinken. Es hat einfach keinen Stil.
Ich muss allerdings zugeben, ich habe es auch schon öfter getan, mir es aber schnell wieder abgewöhnt. Ich habe zwar immernoch ständig ein Buch bei mir, das ist aber dafür, falls mich spontan die Lust ergreift mich an den Rhein oder in ein Café zu setzen und zu lesen.
Im Bus lesen ist auch nicht so wie im Zug lesen. Selbst in einer S-Bahn sitzt man meist eine halbe Stunde, im Bus oft weniger als 15 Minuten. Ich mag die Leute die im Bus lesen einfach nicht verstehen. Meist sind sie jung, vielicht wollen sie keine Zeit verschwenden und auch im Bus etwas „sinnvolles“ tun. Ich weiß es nicht, aber sie haben es auf jeden Fall nicht verstanden wozu kurze Busfahrten gut sind. Einfach mal komplett abschalten. Musik an und alles aus (ja es passiert mir oft, dass ich weiter fahre als ich vor hatte). Die Leute und die vorbeiziehende Landschaft begutachten oder einfach nur vor sich hin träumen.
Anmerkung: je nach Stadt kann Bus durch Straßen- oder U-Bahn ersetzt werden bzw. Tram.

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Donnerstag, 12. April 2007
Wahr ist was wahr ist
Die Sterne - Wahr ist was wahr ist

Ich bin auf Beinen, ich hab keine Schmerzen
Ich bin bei Verstand, ich hab nichts mit dem Herzen
Ich kann mich bewegen, ich muss mich nicht quälen
und ich kann ein und eins zusammenzählen

Ich richte den Blick auf die wichtigen Dinge.
Ich messe den Druck und spüre die Zwänge.
Ich nehme sie wahr, die räumliche Enge
und sage nein ich will hier nicht sein.

Ich bin fest entschlossen, diesen Ort zu verlassen,
die Fesseln zu sprengen und alles zu hassen,
Was ich hier geliebt hab und was mich.
Es tut mir leid - inklusive dich.

Wahr ist, was wahr ist,
Das dass was war nicht mehr da ist.

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Mittwoch, 4. April 2007
Hometown Blues
The Rifles - Hometown Blues

Walk up down rundown avenues and back through swollen city veins
Now sobered up enough to understand that nothing stays the same
Overpopulated crowds you'd think I'd find a place that I'd
Attach myself upon somewhere I felt alive until I die

These hometown blues follow me home again
The closer I go I feel further away

Walk back down run down avenues and attitudes are everywhere
Pass a drunken argument they roll around and people stare
Finally hit the underground and no surprise I turn to find
Two men for twenty pound of mine if I'm alive they'll have me die

These hometown blues follow me home again
The closer I go I feel further away
further away, further away, further away

These hometown blues follow me home again
The closer I go I feel further away

These hometown blues follow me home again
The closer I go I feel further away

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