Rukz

Donnerstag, 1. Juli 2010
Der Sinn, oder wie ich entführt wurde
„Was wollt ihr von mir?“ Ich kann mich an kaum einen Moment in meinem Leben erinnern, an dem ich so hilflos war. Ich da, um mich die anderen.
Fangen wir vorn an. Morgens (morgens ist bei mir mittags um 1) ging ich zum örtlichen Discounter um meine Nahrungszufuhr für den Tag zu regeln. Der Weg ist kurz und ich habe ihn oft einstudiert. Ich glaube durch die tägliche Routine konnte ich die Laufzeit von 50 Sekunden auf 40 senken, dank einem geschickten kurzen Sprung über eine Blumenbeet (meine tägliche Ration Parkour). Seit ein paar Tagen, habe ich eine Baustelle vor der Tür, ich hab keine Ahnung wofür, deswegen hat es diesmal trotz Eleganz ganze 55 Sekunden gedauert von meiner Haustür zum klimatisierten inneren des Marktes. Meine Zeit ist wichtig. Nach meiner Morgenroutine (bestehend aus 500ml Kaffee mit Milch und drei gedrehten Kippen), war es wichtig das ich den Schub des Koffeins nutze, und nicht unnötig 10Sekunden (bzw. 20 mit dem Rückweg) verschwende. Beim an der Kasse stehen, ging ich den 55Sekunden Hinweg nochmal durch. Mir fielen Soundsplitter auf, von dem Café neben dem Supermarkt „Da kommt er“ und auch von dem Baustelle „wir haben nicht viel Zeit“. Ich gab dem keinen weiteren Gedanken und rechnete im Kopf lieber durch ob ich meinen Tagesbedarf mit den Utensilien decke die ich kaufte. 600Kcal zu wenig heute, das ist vertretbar. Ich kam also in mein Zimmer und irgendwie roch es seltsam. (das Fenster ist im Sommer durchgängig offen so das es normalerweise den Geruch von Zimmermief vs. Straßenmief hat, gepaart mit schönen hohen Temperaturen).
Ein Geräusch lockte mich an mein Fenster. Ich konnte nicht atmen. Schwarz vor Augen.
Jetzt bin ich hier. Mich umringen ca. 10Gestelten, der Raum ist dunkel, nur eine kleine Ikea-Lampe (mit diesem Papierschirm die immer sofort nach Kauf einen Riss kriegen, bei mir zumindest) hüllte die Menschen in Gegenlicht.
„Was wollt ihr?“, fragte ich erneut.
„Was willst du, solltest du eher Fragen?“
Ich schwieg.
„Du solltest dich Fragen, was du eigentlich auf diesem Erdball willst. Was ist dein Plan, was willst du erreichen“
Ich schwieg.
„Was wir von dir wollen, ist dich befreien.“
Ich schwieg, und dachte „hä?“
„Wir beobachten dich schon sehr lange. Unserer Meinung nach bist du einer der nutzlosesten Menschen auf diesem Erdball. Du rennst herum, sitzt herum, stehst herum und bringst weder dich noch andere weiter. Wir hingegen haben uns zum Ziel gemacht, Menschen wie dir zu helfen.“
„Ihr wollt mir helfen?“
„Ja, wir wollen dir das Geschenk des Sinns geben.“
„Sinn?“
„Damit dein Dasein, endlich eine Begründung, ein Ziel hat.“
„ähhh okey“
„Du musst das Geschenk bewahren und immer mit dir tragen.“
„Jaaa“
„Delfine singen am liebsten über das watscheln der Pinguine.“
Danach wurde ich freigelassen. Zunächst war ich verstört über die Gabe, die diese Menschen mir eröffneten. Von nun an änderte sich mein Leben komplett, was auch immer ich tat, ich dachte an Pinguine und Delfine.

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