Rukz

Dienstag, 27. März 2007
Die 40. Mainzer Tage der Fernseh-Kritik
Die 40. Mainzer Tage der Fehrnseh-kritik gingen heute vorbei. Das Forum mit vielen Fachvorträgen und Diskusionen hatte dieses Jahr das Thema: „Öffentlichkeit im Wandel – Fernsehen im digitalen Wettbewerb“. Ich konnte dieser Veranstaltung leider nicht beiwohnen, da ich einerseits abeiten musste und andererseits man dort nicht einfach reinspazieren konnte und doch habe ich ein Großteil des Programmes via Live-Stream verfolgt.
Das Programm wurde von ZDF-Intendant Markus Schächter eröffnet und dieser gab schon in seiner kurzen Rede den Weg für die ganze Veranstaltung vor. Er meinte innerhalb der nächsten fünf Jahre wäre die Trennung zwischen Fernsehen und Internet nicht mehr wahrnehmbar. Das Thema Internet und Fernsehn ist so vielschichtig wie kompliziert. Viele Menschen taten ihre Meinung kund darunter so größen wie der Programmchef des ZDF Thomas Bellut, der Leiter der ZDF-Chefredaktion Nikolaus Brender und der Chef der ZDF Hauptredaktion Neue Medien Robert Amlung, dazu gesellten sich die passenden Vertreter des NDR, WDR und SWR und der antierende Vorsitzende der ARD Ralf Fritz (Intendant vom Saarländischen Rundfunk). Die frei Wirtschaft kam natürlich auch zu Wort so hatten nicht nur RTL und ProsiebenSat.1 Representanten geschickt, auch Die Zeit, der Axel Springer Verlag, das Handelsblatt und AZ Media waren vertreten. Ein kleinwenig überraschte mich beim ersten lesen des Programms das auch Vertreter von Google Deutschland, Spiegel Online, Sueddeutsche.de, der Telecom, Kabel Deutschland und Ehrensenf geladen(die Vertreter von Ehrensenf waren leider aus Krankheit verhinder, was ich persönlich sehr bedauert habe). Natürlich durfte die Politik auch nich fehlen Kurt Beck (SPD) und Günther Oettinger (CDU) gaben sich ebenfalls die Ehre.
Aber kommen wir endlich zur Sache. Der Satz der mir am meisten hängen geblieben ist „Fernsehen ist kein Gerät, sondern eine Tätigkeit!“ wurde von keiner der ach so wichtigen Personen die ich oben erwähnt habe gesprochen. Klaudia Wick, freie Journalistin aus Berlin hatte diesen Satz in ihrem Vortrag immer wieder wiederholt so, dass ihn die anwesenden Personen auch wirklich alle zumindest registrierten. Es wurde ja so aufgeregt diskutiert, wo das nun hinführe mit diesem Internet und man merkte einigen der Redner auch ihre Unsicherheit in dem Thema an. Leute die wahrscheinlich noch nie einen Podcast aboniert haben oder gar einen RSS-Feed geschweigedenn die Angebote von YouTube und Co. wirklich und täglich nutzen mussen sich nun mit solchen Themen auseinandersetzen. Ich als Zuschauer sage: „Gut so!“. Ich will die ganzen Vorteile diese neuen Verbreitungsformen mit sich bringen nutzen. Ich würde wohl kaum täglich das Heute-Journal schaun wenn ich es nicht als Podcast hätte und es somit schauen kann wann icht will und so geht es mir mit vielen Formaten. Grade Magazinsendungen die täglich oder wöchentlich ausgestrahlt werden können so einen neuen Aufschwung erleben. Das ist eine These von mir die vollkommen wiedersprüchlich mit den Ängsten der Fernseh-„Macher“ (eigentlich waren die Sprecher mehr Fernseh-„Verwalter“). Es wird befürchtet, dass der Zuschauer sich aus kleinen Clips die eigenen Nachrichten zimmert und das ist doch vollkommen übertrieben, denn die meisten Zuschauer wollen doch einfach nur anmachen, 15 Minuten oder gern auch mal eine Stunde zu hören und dann informiert sein (grob). Lediglich die Vertiefung von Themen kann man nun via Internet individuell betreiben. Die Menschen wollen Fernsehen, sie wollen informiert und unterhalten werden und im manchen fällen auch noch was lernen dabei, das ist alles. Sie wollen nicht ihr eigener Programmchef sein oder ihre eigene Redaktion.
Bei den Aussagen mancher Sprecher bekam man das Gefühl, diese Ängste die dort geschürt werden, dienen nur als Ausrede, denn natürlich stellt das Internet die Sender vor riesige Probleme. Das Technische ist weniger das Problem als das Rechtliche. Die Online-Rechte sollen in der Traumvorstellung der „Macher“ nichts bis 0,55% der Gesamtkosten für den Rechteerwerb (woher diese Zahl kommt, konnte mir noch niemand sagen) kosten. In der Praxis sind diese jedoch erheblich teurer. Anscheind hat niemand von den Leuten die diese 0,55% sich ausgedacht haben jemals einem (am besten ausländischen) Lizenzgeber erklärt man wolle sein Materieal vollkommen frei Online verfügbar machen. Nicht ohne Grund gab es eine Wortmeldung eines recht erbosten Produtzenten, der darauf hinwies, dass wenn das Zeug einmal im Internet steht es dor nie wieder raus kommt (was global für das ganze Internet in anbetracht der technischen Möglichkeiten vollkommen richtig ist), woraufhin er von Robert Amlung sofort zurückgewiesen wurde in dem er sagte, dass das Material nach einer bestimmten Zeit rausgenommen wird und es dann nichtmehr im Internet stehe (was lokal für zdf.de vollkommen stimmt). Dieser Dialog zeigte ziemlich genau was im Moment vorgeht in unserer lieben Medienlandschaft. Es wird geredet und noch recht wenig gehandelt. In vielen Verträgen für Lizenzen bzw. den Rechteerweb sind immer noch keine Online-Rechte gegeben, Lizenzgeber sind noch nicht bereit diese zu geben und eigentlich sind die Sender auch noch nicht bereit diese vollständig zu nutzen. Im Moment sollen 30% des ZDF-Programm online stehen in 2 Jahren sollen es über 50% sein. Ich finde das ist zu wenig. Ich habe keine Lust wenn ich eine Sendung sehen will die ich mag, lange aufzubleiben oder andere Tätigkeiten dafür zurückzustellen, da kommt das Online-Angebot grade recht.
Aber die Anstalten machen Fortschritte, so wird im 11.Rundfunkstaatsvertrag, der 2008 in Kraft treten wird, wird, die Grenze von 0,75% des Gesamthaushalts die für Internetangebote ausgegeben werden darf fallen und auch die Passage in der es heißt, dass die Angebote stets nur programmbegleitend sein sollen wird noch einmal genauer betrachtet. Selbst Brüssel scheint langsam befriedet zu sein.
Nun lässt sich hoffen das ARD und ZDF etwas aus diesen Möglichkeiten machen.
Aber in erster Linie sollten sie die Worte von Frau Wick nicht vergessen. Wir wollen auch in 10 Jahren noch fernsehen und es geht doch nicht über einen „Gammel-Abend“ auf der Couch bei dem man dann ganz zufällig wunderbare kleine Formate entdeckt (die da recht bald abgesetzt werden).
Ich könnte jetzt noch dutzende von Seiten schreiben über dieses Thema, doch will ich den Leser (wenn er überhaupt bis an diese Stelle gekommen ist) nicht langweilen, sondern nur einen kleinen Einblick in die Welt der Medien geben. Die 40. Mainzer Tage der Fernseh-Kritik waren für mich ein weitere tiefer Einblick in diese Welt.

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